Mit Kindern sieht die Welt anders aus. Sie inspirieren mit ihrem Forschungsdrang, entzücken mit ihrer Fantasie und verzaubern jeden mit ihrem ehrlichen Lachen. Aber sie bringen auch Veränderungen in den Alltag. Eine neue Tagesroutine entsteht für viele Eltern. Wichtige Eckpunkte des Tagesablaufs, wie das gemeinsame Frühstück, Hygiene im Bad, Mittagessen und das Abendritual vor dem zu Bett gehen helfen den Tag für Kinder zu strukturieren. Sie wissen so, was als Nächstes bevorsteht und wann der Tag zu Ende geht. In vielen Familien gehört das Vorlesen zum festen Abendritual mit Kindern dazu. Und das nicht ohne Grund. Gemeinsames Vorlesen mit Kindern stärkt die Bindung, fördert die Sprachgewandtheit und weckt das Interesse an Büchern und anderer Literatur.
Wie bereits erwähnt nutzen viele Familien das Vorlesen als, um die Schlafenszeit einzuläuten. Das verwundert nicht, denn durch das Vorlesen kehr Ruhe in den zeitweise wilden Alltag. Schaff dir
und deinem Kind eine ruhige Vorleseecke. Das kann das Bett oder ein gemütliches Kissen auf dem Boden sein. Besprich, wenn möglich, mit deinem Kind, welches und wie viele Bücher ihr schmökern
wollt. Bei langen Kinderbüchern ist es sinnvoll, vorher genau zu verabreden, wie viele Kapitel gelesen werden. So verhinderst du am Ende einen Streit, weil dein Sprössling noch ein weiteres Buch
oder einen weiteren Abschnitt hören möchte.
Macht es euch gemütlich und lies deinem Kleinen vor. Wähle eine Geschichte, die nicht zu aufwühlend ist, damit dein Kleines zur Ruhe kommen kann. Insbesondere gruselige Märchen können besonders
bei kleinen Kindern zu Einschlafproblemen führen, da sie noch nicht so gut zwischen Fantasie und Realität differenzieren können. Besser geeignet sind leichte Geschichten mit einem schönen Happy
End. Die meisten Kinder schlummern bereits beim Vorlesen ein. Einige Kinder warten das Ende des Buches ab und schlafen dann. Durch das Vorlesen ist der Körper bereits runter gefahren und das
kindliche Gehirn stellt sich auf das Schlafen ein. Erfolgt das Vorlesen regelmäßig, im besten Fall jeden Abend, wirkt es wie ein wunderbares Einschlafmittel, auf das du viele Jahre setzen
kannst.
Du kannst das Vorlesen auch nutzen, um Momente der Ruhe im Alltag zu schaffen. Ist dein Kind von den Geschehnissen eines Tages überfordert und völlig überdreht, kann ein Buch helfen, es runter zu
bringen. Ruhe, Geborgenheit und Nähe - schon sind die Speicher des Kindes wieder aufgeladen und bereit für die nächsten Abenteuer des Tages.
Aber auch zu jeder anderen Tageszeit kannst du deinem Kind ein Buch vorlesen. Besonders gut eignet sich das Vorlesen von Sachbüchern, wenn dein Kind sich gerade für ein spannendes Thema interessiert. Bekommt dein Kind von Dinosauriern oder Pferden nicht genug? Super, dann lade es doch ein mit ihm gemeinsam ein bisschen mehr über das Thema zu lesen. Setzt euch gemeinsam hin und lest das Buch zusammen. In vielen Sachbüchern für Kinder werden naturwissenschaftliche Themen und alle Fragen rund um den menschlichen Körper kindgerecht erklärt. Besprich jedes neue Kapitel ausführlich mit deinem Kind und lasse genug Zeit für Fragen. Kinder lernen gemeinsam mit Ihrem Bezugspersonen besonders nachhaltig, besonders dann, wenn sie sich das Thema selbst aussuchen dürfen. So kannst du dein Kind dabei unterstützen ein adäquates Allgemeinwissen aufzubauen, ohne dass es einen lehrenden oder schulischen Charakter hat. Lernen ganz nebenbei, ganz natürlich entsprechend der Interessen deines Kindes.
Immer wieder müssen die Kleinsten durch Situationen, in denen sie sich langweilen und ihrem natürlichen Bewegungsdrang nicht nachkommen können. Zum Beispiel während einer langen Zugfahrt oder im Wartezimmer eines Arztes. In solchem Momenten bietet es sich an, dem Nachwuchs vorzulesen. Mit gedämpfter Stimme kannst du dich mit deinem Kind beschäftigen und ihm die Wartezeit verkürzen ohne andere zu stören. Für unterwegs eignen sich kleine, leichte Bücher, so ist auch auf einer längeren Fahrt genug Lesematerial dabei ohne, dass das Handgepäck unnötig schwer wird. Beziehe, wenn möglich, dein Kind bei der Auswahl der Lektüre mit ein. Vielleicht hat es bereits einige Favoriten, auf die es auf keinen Fall verzichten will. Auch neue, unbekannte Bücher eignen sich herrlich um, die Kleinsten in den Bann zu ziehen.
Ist der Nachwuchs schon älter und kann ein paar Worte lesen, ist es an der Zeit gemeinsam mit Kindern ein Buch zu lesen. Lies erst du ein Stück und biete dann deinem Zögling an einen kurzen Satz oder ein einzelnes Wort zu lesen. Das klappt mit ein bisschen Unterstützung bestimmt schon ganz prima und stärkt das Selbstbewusstsein und die Lust aufs Lesen ungemein. Kleinere Geschwister werden begeistert sein, wenn sie ihre große Schwester oder den älteren Bruder vorlesen hören und es ihnen möglichst schnell gleichtun wollen. Es gibt spezielle Bücher, die das gemeinsame Vorlesen mit Kindern unterstützen. Diese sind für Schulkinder ab der 1. Klasse nutzbar, die Schwierigkeit steigert sich parallel zur Klassenstufe. Aber auch herkömmliche Bücher mit großen Lettern eignen sich für das Vorlesen gemeinsam mit Kindern.
1. Schaff eine passende Atmosphäre für das Vorlesen. Schalte Hintergrundgeräusche, wenn möglich, aus oder such dir eine ruhige, gemütliche Ecke mit deinem Kind.
2. Lass dein Kind selbst entscheiden, welches Buch es vorgelesen bekommt. Manche Kinder können von ein und derselben Geschichte gar nicht genug bekommen und wollen sie immer und immer wieder
hören.
3. Kinder sollten beim Vorlesen unterbrechen, fragen oder kommentieren dürfen. Vielleicht können die Ideen deines Kindes ja auch in die Geschichte einfließen und so das Ende umgestalten oder für
einen spannenden Einschub sorgen. Du wirst sehen, die Fantasie von deinen Kindern wird dich überraschen.
Auch wenn du als Erwachsener nicht so gerne liest oder noch schlechte Erinnerungen an das Vorlesen aus der Schule hast, lasse dich davon nicht abschrecken. Dein Kind liebt dich so, wie du bist. Es wird dich nicht auslachen, wenn du am Anfang etwas unsicher liest. Mit der Zeit wird sich dein Lesen verbessern, besonders wenn du die Bücher schon kennst und ein paar Mal gelesen hast. Ansonsten ist es beim Vorlesen mit Kindern ohnehin sinnvoller, langsamer zu lesen, als du sprechen würdest. Denn den Kindern bleiben nur deine Worte und die Bilder, um die gesamte Geschichte zu verstehen. Hast du schon etwas Übung beim Vorlesen, dann darfst du beim Vorlesen auch gerne übertreiben und dein schauspielerisches Talent im Kinderzimmer voll ausleben. Gebe jeder Figur eine eigene Stimme, werde bei spannenden Passagen dramatisch und flüstere, wenn es die Situation im Buch gerade erfordert. Vor Freude glänzende Kinderaugen als Lohn garantiert!
Mit dem Vorlesen schenkst du deinem Kind eine Extraportion Nähe, Ruhe und Geborgenheit. Darüber hinaus wächst der Wortschatz deines Kinds beim Vorlesen. Auch sein Wissen wird, je nach Buch, vermehrt und Interessen für spezielle Themen können geweckt werden. Kein Wunder also, das Vorlesen für viele Familien auch in Zeiten von Smartphone und Co. ganz oben auf der Familienagenda steht. Es schenkt Kindern einen besonderen Moment der Aufmerksamkeit. Gleichzeitig hilft es Kindern zur Ruhe zu kommen und zu entschleunigen. Ob als Abendritual, als Zeitvertreib oder zur Bildung - Kindern vorzulesen ist immer eine gute Idee und festigt die Beziehung und Liebe zur Literatur. Mit dem Vorlesen kannst du quasi direkt nach der Geburt beginnen. Aber auch in jedem anderen Lebensalter kannst du beginnen deinen Kindern vorzulesen.